Der Platin-Mann vom Bau
„Ich glaube an Menschen, nicht an Firmen“: Heinz-Günter Lang ist Chef von Lang & Cie. – einer Projektentwicklungsgesellschaft in Frankfurt.
Es ist eine der feineren Adressen von Frankfurt. Die Siesmayerstraße im Westend. Nur eine Handbreit entfernt vom als Deal-Making-Hotspot bekannten Café Siesmayer. Lang & Cie. residiert in einem Kubus. Sandstein. Schlicht und sehr edel. Eine große Messing-Tafel.
Wofür das Cie. steht, kann Heinz-Günter Lang auf Anhieb sagen. „Wir wollten Lang und Partner heißen, dass geht aber aus rechtlichen Gründen nicht. Dann haben wir das Cie. hinten drangehängt. Ist auch schön.“ Cie. stehe für Compagnie. Es ist laut Handelsrecht eine Personengesellschaft mit mehr als zwei Partnern.
Heinz-Günter Lang könnte auch als Dirigent der Münchener Philharmoniker durchgehen. Oder als Astrophysiker. Vielleicht auch als Latein-Pauker der netten Art. Die grauen Haare mit Locken. Er ist ein in sich ruhender Mann – ein paar Tage jenseits der 60 Jahre.
Lang & Cie. ist eine Projektentwicklungsgesellschaft, die Lang vor mittlerweile 16 Jahren mit fünf Partnern gegründet hat. Der Volljurist – 2. Staatsexamen unter den zehn besten seines Jahrgangs in Freiburg an der Universität – wuchs in einer Immobilien-Maklerfamilie in Frankenthal auf. „Ein bisschen Ackerland, mal ein Reihenhaus“, erzählt er von früher. Und, dass er schon damals wusste: „Immobilien sind mein Ding.“
Aber bevor er die Lang & Cie. gründete, machte er auf verschiedenen Karriere-Positionen einen Zwischenstopp. Er startete bei der Hypobank – „die hieß damals noch so“ – wo er die Hypo-Immo-Services als Pilotprojekt der Bank führte. „Wir waren damit in Mannheim sehr erfolgreich.“ Dann folgte der bundesweite Rollout – weniger erfolgreich. „Schlussendlich ist das Projekt gefloppt“, sagt er nüchtern. In seiner ganzen ruhigen Art.
„Wenn es um komplexe und ganzheitliche Fragestellungen geht – Dann bin ich in meinem Element“.
Lang trieb es zu neuen Stationen seines Lebens. War bei Holzmann – man erinnert sich „Holzmann rettet Schröder“ – später der Helaba. Schließlich juckte es ihn in den Fingern, auf eigenen Beinen zu stehen. „Gestalten macht mir Spaß. Und wenn es um komplexe und ganzheitliche Fragestellungen geht“ – dann blüht der Mann auf. „Dann bin ich in meinem Element.“
Lang & Cie. hat sich als Kerngeschäft den Gewerbe- und Bürobau ausgesucht. Knapp 500.000 Quadratmeter Bürogeschossfläche stehen mittlerweile zu Buche. Projektvolumen mehr als zwei Milliarden Euro. „Wohnungsbau machen wir auch, aber eigentlich nicht so gerne.“ Er kennt den Grund. „Wir haben den Stammsitz der deutschen Börse in Eschborn gemacht – eines der ersten großen nachhaltigen Bürokomplexe in Deutschland.“ Bei der Abnahme der 50.000-Quadratmeter-Areals standen 30.000 Mängel auf der Mängelliste. „Das lässt sich wesentlich leichter beheben, als den einen Wasserschaden in einem Wohnhaus.“ Warum will man wissen. „Weil sich dann Profis – also die Gewerke, der Bauträger, der Eigentümer, der Mieter und wir zusammensetzen und die Liste abarbeiten.“ Bei privatem Wohnungsbau spiele dann da immer auch die Emotion eine große Rolle.
„Ich glaube an Menschen, nicht an Firmen“, sagt er irgendwann in unserem Gespräch. Und während man sich bei vielen anderen Chefs eine kleine Notiz machen würde – Vorsicht Plattitüde erstes Semester Betriebspsychologie! – nimmt man es Lang ab. So ist er. Das meint er. Das lebt er.
16 Mitarbeiter planen und projektieren bei Lang & Cie. Jüngst haben sie das Gebäude der Allianz Global Investors umgebaut statt abgerissen und neu gebaut. So wie das House of Logistics and Mobility – ein Neubau als Passivhaus – in der Nähe des Frankfurter Flughafens. Nächstes Großprojekt: Ein Multioffice-House in Eschborn mit Siemens als Anker-Mieter. Ein mehrere Tausend Quadratmeter großes Bürogebäude – mit Platin-Standard, wenn es um nachhaltiges Bauen und Arbeiten geht. Platin-Standard? „Mehr geht derzeit nicht!“, sagt er. Mittlerweile gibt es eine Dependance in Köln. Seit 2014 wurden dort Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 400 Millionen Euro gemacht. Bundesweit agiert die Lang & Cie. Industrial. Die Strategie dahinter: „Wir folgen unseren Kunden.“
Glaubt er an ein Ende des Baubooms? Steigende Zinsen, ewige Bauzeiten wegen Lieferengpässen, Facharbeitermangel… die Liste für die Gründe dafür ist lang. „Krise?“, sagt er, „da ist man als Unternehmer doch endlich mal gefordert.“ „Wir erleben derzeit eine Baukostensteigerung von 15 Prozent innerhalb eines Jahres. Und dann immer höhere Anforderungen an das Bauen an sich und die Nachhaltigkeitskriterien.“ Da ist er in seinem Element. „Ich mag es, wenn es komplex und kompliziert wird.“
Schon lange setzt Lang & Cie. auf Fernwärme. In Frankfurt wird Fernwärme größtenteils durch Müllverbrennung erzeugt. Lang war bei den ersten Projektentwicklern in Deutschland, die Photovoltaik großflächig einsetzten und Fassaden so gestalteten, dass die Büros immer angenehm temperiert sind. „Kühlen kostet mehr Energie als Wärmen.“ Und bei dem bereits erwähnten Multioffice in Eschborn wird die komplette Fassade eine Photovoltaik-Anlage sein. Das Gebäude kommt ganz ohne fossile Brennstoffe aus. Während andere in der Branche jetzt langsam aufwachen, ist es seit jeher eine der Kernkompetenzen von Lang & Cie. sauber zu bauen, sauber zu wirtschaften und sauber zu planen.
Nächstes Jahr ist Schluss. „Ich mache aus mir und meiner Firma kein Projekt.“ Will heißen: Dann zieht er sich aus dem operativen Geschäft bei Lang & Cie. zurück und wechselt als Chef in den Aufsichtsrat seiner Firma. „Die Nachfolge haben wir früh und rechtzeitig geregelt. Ich wollte, dass das ein sauberer Prozess ist.“ Ob er dann wieder seiner alten Passion verfällt? Immerhin war er Mitte der 70er Jahre deutscher Vize-Meister im Monopoly. Dass er nur Zweiter wurde, wurmt ihn noch heute. „Der Meister durfte damals zur Weltmeisterschaft nach Caracas in Venezuela.“
„Aber nein“, sagt er da. „Ich liebe alle Arten von Brett- und Gesellschaftsspielen. Aber jetzt dann nur noch im Familien- und Freundeskreis.“